Von wütenden Jungs und verzweifelnden Frauen

emma watson feminist speech

Emma Watson hält vor dem UN Parlament im Rahmen ihrer He For She-Kampagne eine flammende Rede für Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen und gegen das dumme Klischee, dass Feminismus mit Männerhass gleichzusetzen sei. Was ich vorgestern noch als gute, an ein populäres Gesicht geknüpften Ansatz eher nebenbei wahrnahm, lässt mir schon zwei Tage später die Nackenhaare zu Berge stehen. Das Problem ist dabei aber nicht etwa die Tatsache, dass ich mich in meiner eigenen feministischen Überzeugung durch die Worte Watsons angegriffen fühlte, ganz im Gegenteil. Vielmehr schockt es mich zutiefst, dass die junge Dame, die gerade einmal 24 Jahre zählt nun von zahlreichen Idioten im Netz bedroht wird. Hacker kündigen an, Nacktbilder der ehemaligen Harry Potter-Darstellerin online zu stellen und drängen sie als Frau wieder genau in jene Rolle zurück, auf die Weiblichkeit seit ewigen Zeiten reduziert wird. Statt Köpfchen zählt der Körper. Eine Frau ist kein Subjekt, sondern ein Objekt, geschaffen, um die männliche Lust zu befriedigen. Die feministische Debatte diesbezüglich ist lang, vor allem die politischen Ansätze der 70er Jahre (Shulamith Firestone, Simone de Beauvoir (eig. 40er Jahre), Luce Irigaray, Donna Harraway, etc.) haben dazu einige, wichtige Kernpunkte geliefert.

Darum soll es hier aber nicht gehen. Stattdessen scheint es umso wichtiger auf einen gegenwärtigen Trend aufmerksam zu machen, der nicht nur Feministinnen beunruhigen sollte. Die Rede ist vom sogenannten Maskulismus, der sich gesellschaftlich breit macht und vor allem im Netz seine Entfaltung findet. Wie der Begriff schon erahnen lässt, geht diese Bewegung in erster Linie von Männern, aus, die sich durch die Forderung einer Gleichberechtigung von Frauen offensichtlich sehr bedroht fühlen und ihre Angst nun in Form von Wut nach außen kehren. Harte Kerle sind das, die sich in ihrer patriarchalen Vormachtstellung bedroht sehen und mit aller Kraft verhindern wollen, den eigenen Chauvinismus nun bald gegen den Kochlöffel austauschen müssen.Vorzugsweise in Foren und auf anderen sozialen Kanälen im Netz tun diese Jungs – anders lässt es sich nicht formulieren, denn reif sind hierbei die wenigsten Bemerkungen – nun munter ihre negative Meinung zum Thema kund. Nicht selten fallen dabei Kommentare jenseits jeglichen Niveaus und sehr weit unterhalb der Gürtellinie.  

Jeder, der sich auch nur einen Augenblick die Zeit nimmt, um wenigstens den Wikipedia-Artikel zu Feminismus zu lesen, wird erkennen, welchen Humbug diese Maskulisten verzapfen. Sicher, auch unter den Feministinnen gibt es einige, die radikaler sind als andere, doch ist das kein exklusives Problem dieser Bewegung. Es geht weder darum, uns über die Männer zu stellen, noch geht es darum, wie die andere Richtung feministischer Extreme uns weiß machen will, als hübsch stilisierte Barbies mit Köpfchen durch die Gegend zu vögeln. Der breite Kanon fordert in erster Linie nicht mehr und nicht weniger als die Gleichstellung von Frauen in Beruf und Alltag. Oder anders formuliert: Frauen treten für ihr Recht ein als vollwertige Menschen wahrgenommen zu werden, denen sowohl Männer als auch Frauen mit Respekt und auf gleicher Augenhöhe begegnen. Feminismus geht daher auch Männer etwas an und das nicht in Form eines bösen Damoklesschwert, das bedrohlich über ihnen schwebt.

Umso bitterer scheint es, dass ausgerechnet Vertreter dieses Geschlechts, die Watson in ihrer Rede nicht angriff, sondern versuchte emotional wie sprachlich als gleichberechtigte Gegenüber in den Diskurs einzubinden, nun durch maßlose Aggressivität und Abneigung glänzen. Was sie dazu treibt, ich kann es nicht verstehen und will es wahrscheinlich auch gar nicht. Gegenüber solch maßloser Stupidität verschließt sich mein Verstand. 

Schlussendlich zeigen genau diese Reaktionen, die an eine eigentlich gar nicht so weltbewegende Rede anschließen, wie weit die Debatte um die Gleichberechtigung noch am Anfang steht. Unsere Vorgängerinnen haben viel geleistet, nun liegt es an uns, den nächsten Schritt zu tun. Feminismus ist kein Monster, das Frauen das Weiblichsein und Männern das Männlichsein verbietet. Über dieses Thema lässt sich ohnehin noch einmal auf ganz anderer Ebene streiten. Vielmehr geht Feminismus uns alle an, in der Weise, dass es darum geht Hass und Abneigung gegenüber der Andersartigkeit abzubauen und endlich zu realisieren, dass jeder Mensch unabhängig von Geschlecht und Herkunft, die gleichen Rechte und Chancen haben sollte.

In diesem Sinne: Die Stimme erheben für den Feminismus und gegen die menschliche Dummheit!