„Suffragette“. Der Kampf um Gleichberechtigung – und was Frauen heute davon lernen können
„Feminismus“, was ist das? „Feminismus“, das Unwort. In den Medien kocht aktuell zunehmend wieder die Debatte darum, ob wir 2015 eigentlich noch eine feministische Bewegung brauchen. Spätestens seitdem Ronja von Rönne in der Welt zum Faustschlag gegen den Feminismus ausholte und ihren Artikel mit dem Zitat übertiteln ließ, dass sie das alles sogar ziemlich anekele, haben wir im sprichwörtlichen Sinne den Salat. Denn Rönne steht mit ihrer Meinung nicht alleine da. Vor allem junge Frauen verfallen inzwischen immer öfter dem Irrglauben, Feminismus betreffe nur die anderen. Ihnen gehe es schließlich gut und Ungleichheiten, wie die gläserne Decke bekämen sie nicht zu spüren. Ein Trugschluss, der – mit Verlaub – ebenso dumm wie gefährlich ist. Denn wie Ruth Schneeberger kürzlich erst in der Süddeutschen Zeitung so treffend schrieb, ist nämlich auch genau jener Feminismus mit dafür verantwortlich, „dass eine 23-Jährige kein halbes Jahrhundert nach der Frauenbewegung nicht mal mehr ahnt, was sie ihm zu verdanken hat. Und ihn als „Charityaktion für unterprivilegierte Frauen“ diffamiert. Das zeigt genau jene entpolitisierte und nur um den eigenen Dunstkreis kreisende Weltanschauung, die derzeit so hip ist und über soziale Netzwerke weiter befeuert wird.“ Doch das wird vielen dieser Damen hoffentlich spätestens in ein paar Jährchen bewusst werden, wenn man ihnen mit ende 20 Anfang-Mitte 30 den Job nicht gibt, weil sie einen funktionsfähigen Uterus haben und im gebärfähigen Alter sind. Kinder können aus kapitalistisch-ökonomischer Sicht ja schließlich zu einem ziemlich unkalkulierbaren Störfaktor werden. Umso wichtiger ist es daher, dass auch weiterhin Frauen aller Coleur und gesellschaftlicher Schichten mal mehr, mal weniger laut für ihre Rechte eintreten. Ganz gleich, wie groß der Hass und die Ablehnung sind, die ihnen tagtäglich entgegenschlagen. Und davon gibt es sowohl im Netz als auch in der realen Welt leider eine ganze Menge. Schmährufe und Beleidigungen weit unter der Gürtellinie sind dabei noch das harmlosere Übel. Spätestens wenn diese Damen dagegen die ersten Morddrohungen erreichen, ist das alles wirklich nicht mehr länger lustig – sondern ehrlich gesagt ein ziemliches Armutszeugnis unserer ach so freien und gleichgestellten Gesellschaft. Vielleicht hätte es daher kein besseres Timing für den folgenden Film geben können, zu dem nun der erste Trailer erschienen ist. Im Februar 2016 kommt die Geschichte der Suffragetten in die Kinos. Jene Frauenbewegung, die sich in den 1910er und 1920er Jahren lange vor ihren berühmten Nachfolgerinnen, den 70er Jahre Feministinnen – jenem medial stilisierten Feindbild in Latzhose und mit lila Halstuch – gegen die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern auflehnten. Und dabei waren diese Damen bei Weitem nicht zimperlich: Denn neben Hungerstreiks, Demonstrationen und sozialen Tabubrüchen, wie dem Rauchen in der Öffentlichkeit, wurden in fast schon in bester RAF-Manier Fensterscheiben von Kaufhäusern mit Steinen zertrümmert und Briefkästen in die Luft gejagt. Dahinter stand ein ebenso simples wie wichtiges Ziel, das Erwirken eines Frauenwahlrechts. Richtig, jenes Recht, ein paar Kreuze zu machen und seinen Stimmzettel in eine Urne zu werfen, um so am politischen Geschehen des eigenen Landes teilzunehmen. Ein Privileg, das wir heute nicht nur als selbstverständlich erachten, sondern viele von uns nicht einmal mehr als solches wahrnehmen. Zwar dürfte der Film in bester Hollywood-Manier ziemlich pathetisch und emotional aufgeladen daherkommen – etwas derartiges lässt bereits der Trailer erahnen. Doch lässt die breite Starbesetzung, mit u. a. Carey Mulligan, Helena Bonham Carter und einer wahrscheinlich wie immer grandiosen Meryl Streep in der Rolle von Emmeline Pankhurst, Gründerin und Anführerin der Suffragetten in England auf ein Leinwanderlebnis mit inhaltlichem Tiefgang hoffen. Und vielleicht wird am Ende auch genau das dazu führen, dass so mancher, der heute noch gegen den Feminismus wettert, sich dieses cineastische Machwerk anschaut und später, mit etwas Glück, vielleicht sogar ein klein wenig anders, über die Sache mit der Emanzipation und so denkt. In diesem Sinne: Nothing changes… |